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26. Januar 2009

Pensionswerke in rauer See

Im Zuge der Kapitalmarktkrise und dem damit einhergehenden Kursverfall an den Aktienmärkten sehen sich die Pensionswerke der DAX- und MDAX-Unternehmen für das zurückliegende Jahr mit einem theoretischen Vermögensverlust von über 20 Milliarden Euro konfrontiert. Ein im Verlauf des Jahres auf den höchsten Stand seit 2005 gestiegener Rechnungszins hat allerdings gleichzeitig zu einem Rückgang der Verpflichtungen geführt. Dennoch scheint der klare Trend hin zu einer stärkeren Kapitaldeckung von Pensionsverpflichtungen vorerst gestoppt zu sein: Nach mehr als vier Jahren nahezu ungebrochen aufsteigender Tendenz sinkt die Quote der Kapitaldeckung erstmals wieder deutlich. So beläuft sich der Grad der externen Ausfinanzierung von Pensionsverpflichtungen bei den DAX-Unternehmen auf durchschnittlich rund 64% und bei MDAX-Unternehmen auf rund 48%, was einem Rückgang von sieben bzw. acht Prozentpunkten entspricht.

Dies sind die Kernaussagen der Jahresendausgabe 2008 des German Capital Market Update Reports der Unternehmensberatung Rauser Towers Perrin. Die Benchmark-Analyse untersucht vierteljährlich die Auswirkungen aktueller Kapitalmarktentwicklungen auf Muster-Pensionspläne von in Deutschland aktiven Großunternehmen.

„Bei den betrieblichen Versorgungswerken hat die gesamtwirtschaftliche Situation Spuren hinterlassen. So schlägt der Kursverfall an den Aktienmärkten direkt auf die extern kapitalgedeckten Pensionsvermögen der Unternehmen durch“, erklärt Dr. Thomas Jasper, Principal bei Rauser Towers Perrin. Der Experte für die Finanzierung von Pensionsplänen mahnt dennoch zu Besonnenheit: „Unsere Analyse weist den Stand bei Pensionsverpflichtungen und -vermögen ohne Berücksichtigung von Risiko-Management-Maßnahmen und Sonderdotierungen in das Planvermögen aus. Ergänzende Analysen haben aber gezeigt, dass die Unternehmen im Rahmen ihrer Versorgungswerke sehr wohl über Mechanismen und Systeme zur Begrenzung von Verlusten aus Kapitalmarktentwicklungen verfügen. Die Jahresabschlussberichte für 2008 werden dies belegen“, so Jasper. Mit Blick auf die Sonderdotierungen verweist er darauf, dass im Zuge der Krise die für einen Ausbau der Kapitaldeckung bereitgestellten Mittel abgenommen haben, da die Unternehmen aktuell einen stärkeren Fokus auf Liquidität setzen.

Ausfinanzierungsgrad stark gefallen

Im Gegensatz zu den Vorjahren hat sich 2008 der Grad der Kapitaldeckung von Pensionsverpflichtungen nicht weiter erhöht, sondern ist deutlich zurückgegangen: Bei den DAX-Unternehmen ist er von durchschnittlich rund 71% auf 64% gefallen, bei den MDAX-Unternehmen von 56% auf rund 48%. Dabei ist der Ausfinanzierungsgrad der DAX-Unternehmen im vierten Quartal trotz massiver Verluste am Aktienmarkt relativ konstant geblieben, MDAX-Unternehmen waren aufgrund ihrer höheren Aktienquote etwas stärker betroffen (0,2 bzw. -1,5 Prozentpunkte).

Die nur geringfügige Veränderung des Ausfinanzierungsgrades im Schlussquartal 2008 ist im Wesentlichen auf zwei gegenläufige Trends zurückzuführen, wie Rauser Towers Perrin-Experte Jasper erläutert: „Einerseits ist der Wert der für Pensionen reservierten Vermögenswerte auf Grund von Verlusten an den Aktienmärkten erheblich gesunken. Auf der anderen Seite konnte dieser Wertverlust größtenteils durch den gleichzeitigen Rückgang der Verbindlichkeiten kompensiert werden.“ (Abbildung siehe Anhang)

Steigende Zinsen wirken Verlusten an den Kapitalmärkten entgegen

Den erheblichen Kursverlusten an den Aktienmärkten wirkte die Entwicklung der Pensionsverbindlichkeiten entgegen. Bezogen auf das Gesamtjahr 2008 sind die Verpflichtungen der Benchmark-Pläne um über 10% gesunken. Dies ist vor allem auf Veränderungen des Rechnungszinses zurückzuführen, der seit Jahresbeginn bis zu seinem Höchststand im dritten Quartal 2008 um über 40 Basispunkte gestiegen ist.

Dieser Anstieg ist auf ein generell gestiegenes Zinsniveau - bis Oktober lag der Leitzins der Europäischen Zentralbank noch bei 4,25% - sowie auf die Ausweitung der Rendite-Differenz zwischen Staats- und Unternehmensanleihen gleicher Laufzeit (Credit Spreads) zurückzuführen. So verdreifachte sich der Credit Spread für zehnjährige Anleihen im Verlauf des Jahres auf 2,1 Prozentpunkte.

Allerdings fiel der Rechnungszins für die Benchmarkpläne im vierten Quartal merklich und liegt aktuell bei 5,66% - ein Rückgang, der vor allem auf die schrittweise Senkung des Hauptrefinanzierungssatzes durch die Europäische Zentralbank auf 2,0% (Stand 15.01.2008) zurückzuführen ist.

Parallel hierzu sind die langfristigen Inflationsannahmen für die Benchmarkpläne im Schlussquartal 2008 erheblich gesunken. Gegenüber dem dritten Quartal sanken die langfristigen Inflationserwartungen von 2,4% auf 1,7%. Dieser Rückgang kompensiert den Einfluss eines sinkenden Rechnungszinses. Beide Effekte zusammen führten im vierten Quartal zu einer Reduzierung des Anwartschaftsbarwertes der Benchmarkpläne um 6% gegenüber dem vorangegangenen Quartalszeitraum.

 

Hintergrundinformationen zur Analyse

Dem German Capital Market Update Report liegen Benchmark-Pensionspläne mit unterschiedlichem Ausfinanzierungsgrad zugrunde. Der erste Musterplan (100-Prozent-Plan) stützt sich auf ein Szenario, bei dem die Pensionslasten von Unternhemen zum Stichtag 31. Dezember 2004 voll mit extern angelegtem Vermögen unterlegt waren. Der zweite und dritte Musterplan (DAX- bzw. MDAX-Plan) zeichnen die durchschnittliche Entwicklung bei Pensionsverpflichtungen und Kapitaldeckung der Unternehmen in dem jeweiligen Börsenindex nach. Analysiert werden die aktuellen Entwicklungen auf der Verpflichtungsseite sowie die Erträge der für Pensionsverpflichtungen reservierten Kapitalanlagen. Die Untersuchung ergänzt die von Towers Perrin herausgegebenen Studien zu US-amerikanischen und weltweiten Benchmark-Pensionsplänen, die ebenfalls quartalsweise erscheinen.

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