7. April 2011
Die Universität Köln untersuchte gemeinsam mit der Unternehmensberatung Towers Watson im Rahmen einer Studie die Entwicklungen der gezahlten Boni an die Arbeitnehmer im Banken- und Finanzdienstleistungssektor in Deutschland, Österreich und der Schweiz hinsichtlich des Aufschwungs nach der Krise. Die Daten von rund 200.000 Arbeitnehmern zeigten, dass obwohl einigen Bankangestellte auch noch im Jahr 2010 kein Bonus ausgezahlt wurde, das durchschnittliche Bonusniveau wieder Werte aus Zeiten vor der Krise angenommen hat.
Auch während der Krise kam es offenbar nicht zu groß angelegten Streichungen der Boni: Zwar bekamen einige Bankangestellte ihre Boni nicht ausgezahlt, doch lediglich in Bereichen, wie beispielsweise Investment Banking, die besonders eng mit dem Kapitalmarkt verknüpft sind, kam es für die Angestellten außerordentlich häufig zu Bonusausfällen. Alles in allem erhielten 90% aller Bonusanwärter in Deutschland während der Krise auch tatsächlich ihre Auszahlung, in der Schweiz sogar 95%.
Hinsichtlich der Entwicklung der Höhe der Boni im Vergleich zum Vorjahr wird die Krise allerdings spürbar: In Deutschland wurde in 2009 im Schnitt 40% der Bonuszahlung gekürzt, in Österreich und der Schweiz waren es 33% bzw. 25%. Dabei traf es wiederum die höheren Angestellten am drastischsten: Hier mussten Führungskräfte teilweise Einschnitte von bis zu 50% auf sich nehmen. Bei Angestellten auf Tarifebene in Deutschland und der Schweiz fielen die Kürzungen wesentlich geringer aus. Nur in Österreich wurde auf allen Hierarchieebenen deutlich gekürzt.
In einer Langzeitbetrachtung über die vergangenen fünf Jahre zeigt sich, dass Tarifangestellte oder vergleichbar entlohnte Angestellte von einem Zuwachs ihrer Boni zwischen 11% und 30% profitieren, höhere Angestellte Bonus-Einbußen zwischen 10% und 17% hinnehmen müssen. Die offenbar weit verbreitete Meinung, die Folgen der Krise würden auf dem Rücken der Angestellten unterer Hierarchieebenen ausgetragen, kann von diesen Ergebnissen also nicht unterstützt werden.
Im Banken- und Finanzsektor spielt der variable Anteil der Gesamtvergütung eine größere Rolle als bei den meisten anderen Branchen, allerdings zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen deutschen, österreichischen und schweizerischen Vergütungssystemen. Während deutsche Topmanager im Banken- und Finanzbereich durchschnittlich 75% ihres Entgelts als Bonus beziehen, sind es in der Schweiz sogar 90%, dafür in Österreich lediglich ca. 26% des Gesamtgehalts. Durch die Krise kam es hierbei allerdings zu erheblichen Veränderungen dieses Verhältnisses. Nunmehr beträgt der Anteil der Boni an der Gesamtvergütung im Schnitt in Deutschland ca. 40%, in der Schweiz 49% und in Österreich 19%. Eine Erholung dieser Entwicklung zeigte sich auch im Jahr 2010 noch nicht. Eine mögliche Erklärung hierfür könnten die gestiegenen Grundgehälter sein.