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24. Januar 2011

Deutsche Unternehmen haben Nachholbedarf bei der Mitarbeiterbeteiligung

Im internationalen Vergleich bieten deutsche Unternehmen seltener Mitarbeiterbeteiligungsprogramme an als Unternehmen in anderen europäischen Ländern und den USA. So waren 2010 in 43 Prozent der DAX-Unternehmen aktienbasierte Mitarbeiterbeteiligungsprogramme zu verzeichnen. Im europäischen DJ STOXX 50 hingegen verfügen über 70 Prozent der Konzerne über Belegschaftsaktienprogramme, die zum großen Teil allen Mitarbeitern weltweit angeboten werden. In Deutschland und dem DJ STOXX 50 dominieren hierbei das Discount- sowie das Matching-Modell, d. h. der vergünstigte Aktienerwerb oder die Belohnung eines Aktieninvestments mit weiteren, zusätzlichen Aktien. Um gerade international erfolgreich zu sein, bietet eine Vielzahl der DJ STOXX 50 Unternehmen ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, Aktien in Verbindung mit einem Sparplan zu erwerben.

Zu diesem Ergebnis kommt die Towers Watson-Studie "Mitarbeiterbeteiligungsprogramme - Marktpraxis in den Unternehmen des DAX und DJ STOXX 50", die zum zweiten Mal nach 2007 aufgelegt wurde. Die Daten wurden auf Basis der Geschäftsberichte aller Konzerne im DAX sowie im DJ STOXX 50 erhoben.

Beteiligungsprogramme europaweit häufiger und vielfältiger genutzt

Mitarbeiterbeteiligungsprogramme haben in einigen großen deutschen Unternehmen eine lange Tradition. Dennoch zeigt sich im internationalen Vergleich Nachholbedarf. Derzeit haben 43 Prozent der DAX-Unternehmen (z. B. die Allianz, Henkel, SAP oder Siemens) und knapp ein Drittel der MDAX-Unternehmen "Belegschaftsaktien" ausgegeben. Im europäischen Vergleich bieten 72 Prozent der im DJ STOXX 50 gelisteten Firmen Mitarbeiterbeteiligungen an (z. B. ABB, BP, Ericsson, Roche oder die Societé Generale), nahezu 30 Prozent mehr als im DAX. "Nach der gesetzlichen Neuregelung der Mitarbeiterbeteiligung in Deutschland, die am 1. April 2009 in Kraft trat, war die Einführung zahlreicher neuer Beteiligungsprogramme erwartet worden", berichtet Olaf Lang, Leiter des Bereichs "Talent & Rewards" bei der Unternehmensberatung Towers Watson. "Zwischenzeitlich ist ihre Anzahl zwar um 14 Prozent (2007: 57 Prozent) gesunken. Jedoch sehen wir aktuell wieder einen Aufwärts-Trend."

Unterschiede zeigen sich auch in der Ausgestaltung der Programme. In Deutschland dominiert vor allem ein Durchführungsweg: der vergünstigte Aktienerwerb. Dieses so genannte Discount-Modell ist in 86 Prozent der Mitarbeiterbeteiligungsprogramme im DAX vorzufinden (DJ STOXX 50: 22 Prozent). "Hingegen setzen die Unternehmen in Europa auf vielfältigere Durchführungswege", so Towers Watson-Experte Lang. Beim Discount-Modell werden der Belegschaft Rabatte zwischen 15 und 50 Prozent im DAX, sowie - je nach den Rahmenbedingungen und der Marktpraxis in den unterschiedlichen Ländern - im europäischen Index von 10 bis 30 Prozent je Aktie gewährt. Eine weitere Variante, das Matching-Modell, bei dem das Unternehmen ein Aktieninvestment des Mitarbeiters mit zusätzlichen Aktien belohnt, wird bei 14 Prozent der Mitarbeiterbeteiligungsprogramme im DAX angewandt (DJ STOXX 50: 29 Prozent). Die im Rahmen von Matching-Plänen gewährten zusätzlichen Aktien durch das Unternehmen belaufen sich im DAX auf eine Aktie je zwei bzw. drei investierten Aktien der Mitarbeiter. Im DJ STOXX 50 wird das Investment des Mitarbeiters in Unternehmensaktien mehrheitlich mit einem Match im Verhältnis 1:1 oder 1:2 belohnt. Zusätzlich bieten 29 Prozent der Mitarbeiterbeteiligungsprogramme europäischer Unternehmen die Möglichkeit, regelmäßig Aktien oder Aktienanteile in Verbindung mit einem Sparplan zu erwerben. Der Aktienerwerb in Verbindung mit derartigen Sparplänen wird von den DAX-Konzernen bislang nicht angeboten.

Schließlich nutzen die Unternehmen in Europa häufig mehrere Beteiligungsprogramme. Von den gelisteten Unternehmen im DJ STOXX 50 verfügen insgesamt 17 über mehr als ein Belegschaftsaktienprogramm. Dabei handelt es sich in der Regel um länderspezifische Modelle, z. B. für Mitarbeiter in Großbritannien oder Irland.

"Früher wurden Mitarbeiterbeteiligungsprogramme häufig nur für Mitarbeiter im Heimatland eines Unternehmens aufgelegt", weiß Towers Watson-Experte Lang. "Heute sehen wir jedoch aufgrund der Internationalisierung der Konzerne, den Trend, solche Programme international auszurollen". Er empfiehlt: "Auch internationale Beteiligungsprogramme sollten länderspezifisch angepasst werden. So können die jeweiligen steuerlichen Rahmenbedingungen, die lokale Aktienkultur und ein länderadäquates Eigeninvestment - das etwa in Indien anders anzusetzen ist als in Großbritannien oder Deutschland - optimal berücksichtigt werden. Auf diese Weise lässt sich gewährleisten, dass sowohl das Unternehmen als auch die Mitarbeiter bestmöglich von dem Beteiligungsprogramm profitieren."

Mitarbeiter als Mit-Unternehmer gewinnen

"Durch das Investment in das eigene Unternehmen (verbunden mit vorgegebenen Haltefristen) wird das eigenverantwortliche unternehmerische Denken und Handeln der Mitarbeiter gefördert", erklärt Marc Muntermann, Practice Leader Data Services DACH von Towers Watson. "Auch verstärken internationale Mitarbeiterbeteiligungsprogramme die Identifikation mit einem global agierenden Unternehmen, da dieses Vergütungselement konzernweit für alle Mitarbeiter in gleicher oder ähnlicher Form besteht", so der Towers-Watson-Berater. Zudem fungiert die Belegschaft im Rahmen derartiger Programme als strategischer Aktionär, der bei einer hinreichend hohen Beteiligung (mindestens 5 Prozent) Schutz vor feindlichen Übernahmen durch andere Unternehmen bietet.

"Bislang scheuen manche Unternehmen zwar den Aufwand, ein Mitarbeiterbeteiligungsprogramm (global) auszurollen bzw. einzuführen", berichtet Muntermann. Er weist jedoch darauf hin, dass sich dieser Aufwand mit sorgfältig geplanten Prozessen, einer guten Organisation und einer effektiven IT-Verwaltungsplattform auf ein Minimum begrenzen lässt. "Selbst Sparpläne mit Bruchteilsaktien lassen sich in einer effizient aufgestellten Organisation und mit einem guten externen Service-Provider mit einem überschaubaren Arbeitsaufwand verwalten", ist Muntermann überzeugt.

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