29. Dezember 2011
Die Zahl der in 2011 angetretenen Ausbildungsstellen ist im Vergleich zu 2010 um etwa 10.000 (+1,8%) auf über 570.000 gestiegen. Dies stellte nun das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) im Rahmen ihrer Untersuchung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge fest. Jedoch hat die recht positive Entwicklung des Ausbildungsstellenmarktes für die Jugendlichen auch eine Kehrseite, denn den Unternehmen fiel es in 2011 sehr schwer, geeignete Auszubildende zu rekrutieren und ihre Stellen komplett zu besetzen. Es blieben rund 30.000 Ausbildungsplätze unbesetzt, das entspricht ca. 5% des Gesamtangebots. In 2010 waren es „nur“ 20.000 unbesetzte Ausbildungsstellen.
Dennoch können immer noch mehr Jugendliche keine Lehrstelle finden als Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. So waren rund 76.700 Jugendliche Ende September immer noch erfolglos bei ihrer Suche (-9,3% im Vergleich zum Vorjahr).
Auch der demographische Wandel hinterließ seine Spuren auf dem Ausbildungsstellenmarkt 2011. Die Hauptzielgruppe einer dualen Berufsausbildung - Haupt- und Realschulabgänger - schrumpfte verglichen mit 2010 um rund 19.700 auf 549.100. Vor sieben Jahren betrug diese Zahl noch 714.100. Auch die Auswirkungen der doppelten Abiturjahrgänge in Teilen Deutschlands und der ausgesetzten Wehrpflicht blieben hier eher schwach.
Geographisch betrachtet lassen sich ebenfalls einige Hürden bei der Besetzung der Ausbildungsstellen erkennen. Denn entsprechende Bewerber/innen leben meist nicht dort, wo genügend Lehrstellen angeboten werden bzw. umgekehrt. So herrscht beispielsweise in einigen Regionen ein Überhang an Ausbildungsplatzangeboten und ein Mangel an Bewerbern, dazu gehören die Bezirke Stralsund (120 Angebote je 100 Nachfrager), Annaberg (110 Angebote), Rostock (108), Passau (106), Schwandorf (106) und Traunstein (105). Verglichen mit der Zahl der Bewerber gibt es in folgenden Gebieten ein zu kleines Angebot an Lehrstellen: Herford und Helmstedt (je 81 Angebote je 100 Nachfrager), Solingen, Bremerhaven und Recklinghausen (je 82).
Auch bei der Berufswahl gibt es Ungleichgewichte. So sind Ausbildungsplätze zum/zur Tierpfleger/in (54 Stellen je 100 Nachfrager), Gestalter/in für visuelles Marketing (62) und Mediengestalter/-in Bild und Ton (63) sehr schwer zu ergattern. Anders sieht es aus bei den Berufen Restaurantfachmann/-frau (124 Angebote pro 100 Bewerber), Fachmann/-frau für Systemgastronomie (121) und Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk (113). Hier haben Bewerber gute Chancen, einen Platz zu erhalten. Gründe dafür sieht das BIBB im von vielen Jugendlichen vermutete gesellschaftliche Image mancher Berufe, ungünstigen betrieblichen Ausbildungsbedingungen und den vielerorts beklagten unzureichenden Vorkenntnissen und Voraussetzungen der Jugendlichen.
BIBB-Präsident Huber merkt an: „Um alle Potenziale zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses erschließen zu können, müssen die Betriebe ihr Ausbildungsmarketing auf hohem Niveau halten. Dazu gehören unter anderem eine qualitativ hochwertige Ausbildung, attraktive Rahmenbedingungen und ein frühzeitiger Kontakt zu den Jugendlichen.“ Außerdem sei es das Ziel, eine systematische Berufsorientierung und Berufseinstiegsbegleitung flächendeckend einzuführen.