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26. September 2007

Mitarbeiterbeteiligung in Deutschland

Direkte Mitarbeiterbeteiligungen verbessern in Unternehmen die Motivation und Identifikation der Mitarbeiter, was zu einer nachhaltigen Steigerung der Unternehmensperformance führt. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung der Top-Managementberatung A.T. Kearney und der Arbeitsgemeinschaft Partnerschaft in der Wirtschaft (AGP) für die Unternehmen, die partiell oder mehrheitlich in Mitarbeiterbesitz sind und zu ihren Motiven und Erfahrungen bei der Einführung von Mitarbeiterbeteiligungsmodellen befragt wurden. So weisen die untersuchten Unternehmen mit Mitarbeiterbeteiligung neben steigenden Beschäftigungszahlen durchweg eine positive Umsatzentwicklung auf. Im Befragungszeitraum 2004 bis 2006 verzeichneten sie einen durchschnittlichen Umsatzanstieg von 27 Prozent, während das Bruttoinlandsprodukt in diesem Zeitraum nur um 5 Prozent stieg. Der Untersuchung zufolge bewerten zudem 100 Prozent der Unternehmen die meist direkt gehaltenen Investivlohnmodelle sehr positiv, 88 Prozent empfehlen anderen Unternehmen die schnellstmögliche Einführung.

"In Deutschland existieren Mitarbeiterbeteiligungsmodelle in verschiedener Ausprägung bei etwa 3.750 Unternehmen. Damit liegt Deutschland im internationalen Vergleich allerdings noch weit zurück", sagt Dr. Ekhard Popp, Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung bei der internationalen Unternehmensberatung A.T. Kearney und Leiter der Untersuchung.

"Tatsächlich profitieren in Deutschland erst etwa 8 Prozent der rund 26 Millionen sozialversicherungspflichtigen Angestellten von solch einem Modell. In Großbritannien und Frankreich liegen die Anteile deutlich darüber, ergänzt Dr. Heinrich Beyer, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Partnerschaft in der Wirtschaft in Kassel. AGP und A.T. Kearney haben gemeinsam die Unternehmensbefragung durchgeführt.

Während in der Vergangenheit Initiativen zur weiteren Verbreitung von Beteiligungsmodellen in der deutschen Wirtschaft immer wieder auf Schwierigkeiten stießen, werden momentan auch auf politischer Ebene Stimmen laut, die eine vermehrte Beteiligung der Beschäftigten an ihren Unternehmen propagieren. Vom Gesetzgeber werden insbesondere Regelungen zur nachgelagerten Besteuerung des im Unternehmen verbleibenden Lohns erwartet.

"Ziel unserer Studie war es, die Motive für die Einführung von Mitarbeiterbeteiligungsmodellen zu ergründen und die bislang gemachten Erfahrungen und Ergebnisse zu beleuchten", erklärt Dr. Sandra Niewiem, Manager bei A.T. Kearney und Co-Autorin der Untersuchung. Hierzu wurden mittelständische deutsche Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen befragt, die partiell oder mehrheitlich in Mitarbeiterbesitz sind.

Motive für Einführung und Ausgestaltung des Modells variieren

"Die wichtigsten Gründe für die Einführung eines Mitarbeiterbeteiligungsmodells waren unserer Befragung zufolge eine verbesserte Identifikation mit dem Unternehmen sowie eine erhöhte Arbeitsmotivation in den Unternehmen. Aber auch andere Effekte wie die Reduktion des Krankenstandes oder die Beschaffung von Eigenkapital spielten für die befragten Unternehmen eine wichtige Rolle", erläutert Popp. Für die ausnahmslos freiwilligen Mitarbeiterbeteiligungsmodelle wählten die Unternehmen unterschiedliche Formen, am häufigsten werden stille Beteiligungen (28 Prozent der Unternehmen) oder Belegschaftsaktien (24 Prozent der Unternehmen) gehalten. In 68 Prozent der Unternehmen halten die Mitarbeiter die Beteiligung direkt, also nicht über eine zwischengeschaltete Beteiligungsgesellschaft.

Unternehmen mit Mitarbeiterbeteiligung sind stabil und profitabel

Die bestehenden Beteiligungsmodelle beeinflussen jedoch nicht nur "weiche" Faktoren wie Mitarbeitermotivation und -identifikation, sondern auch die "harten" Faktoren wie Umsätze, Profitabilität und Beschäftigungszahlen. "Über den untersuchten Zeitraum von 2004 bis 2006 konnten die befragten Unternehmen eine positive Umsatzentwicklung und positive Jahresüberschüsse erwirtschaften", erklärt Popp: "So lag das durchschnittliche Umsatzwachstum über den Wachstumsraten gesamtdeutscher Vergleichswerte im gleichen Zeitraum. Während das Brutto-inlandsprodukt in Deutschland von 2004 bis 2006 um 5 Prozent angestiegen ist, wiesen die befragten Unternehmen mit Mitarbeiterbeteiligung in diesem Zeitraum durchschnittliche Umsatzsteigerungsraten von 27 Prozent auf." Auch die Beschäftigtenzahlen sind bei den befragten Unternehmen über die letzten drei Jahre hinweg angestiegen. Sie lagen mit einem Plus von 2 Prozent deutlich über dem deutschen Durchschnitt, der von 2004 bis 2006 einen Rückgang von 1 Prozent zu verzeichnen hatte.

Durchweg positive Erfahrungen der befragten Betriebe

"Die befragten Unternehmen erzielen gute Erfolge mit ihren Mitarbeiterbeteiligungsmodellen und sind sehr zufrieden mit der Ausgestaltung", fasst Popp zusammen. 100 Prozent der befragten Unternehmen bewerten ihr Modell mit der Note 'sehr gut' oder 'gut' (56 Prozent mit "gut", 44 Prozent mit "sehr gut"). Rund 35 Prozent der Unternehmen räumen ein, dass ihr Investiv-lohnmodell weiterentwickelt werden muss, um beispielsweise eine höhere Flexibilität in Bezug auf Ein- oder Austritte oder einfachere Abstimmungs-prozesse mit den Mitarbeitern zu erreichen. Deshalb planen rund 30 Prozent der Betriebe Optimierungen an den eingeführten Modellen, um sie für alle Beteiligten praktikabler und damit noch attraktiver zu gestalten.

Einführung eines Investivlohnmodells empfohlen

"Einhergehend mit der mehrheitlich positiven Bewertung der eigenen Mitarbeiterbeteiligungsmodelle empfehlen die untersuchten Unternehmen anderen Unternehmen einhellig die Einführung eines solchen Modells. Rund 70 Prozent dieser Betriebe raten sogar zur schnellstmöglichen Einführung eines Investivlohnmodells", sagt Niewiem. Etwa 10 Prozent der befragten Unternehmen empfehlen, mit der Einführung eines Beteiligungsmodells zu warten, bis eine neue Gesetzgebung bezüglich der steuerlichen Begünstigung von Mitarbeiter-beteiligungen (§19A EStG), der nachgelagerten Besteuerung sowie der Vermögensbildungsgesetze in Kraft tritt.

"Die positiven Entwicklungen in den Unternehmen, die ein Investivlohnmodell eingeführt haben, sowie die guten Bewertungen durch die Betriebe selbst zeigen, dass ein solches Modell für Unternehmen jeder Branche und Größe von Vorteil sein kann", resümiert Beyer. "Insbesondere durch den aktuellen Fokus der Politik und den geplanten Gesetzesänderungen werden solche Modelle immer attraktiver und sollten von Unternehmenslenkern in Betracht gezogen werden."

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