2. Mai 2011
Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und die Arbeitsgemeinschaft Berufsbildungsforschungsnetz (AG BFN) beleuchten mit ihrer neuen Veröffentlichung „Migration als Chance. Ein Beitrag der beruflichen Bildung“ die Ausbildungssituationen von jungen Menschen mit Migrationshintergrund verglichen mit denen von einheimischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Dabei wird deutlich, dass es bei gleichen Ausgangsbedingungen keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen bei der Berufsbildung gibt. Dies zeigen wissenschaftliche Untersuchungen und Fallstudien, die von den Forschern durchgeführt wurden. Im Zentrum standen hierbei der Zugang zu Ausbildungsmöglichkeiten, deren spätere Gestaltung sowie die Frage, welchen Stellenwert interkulturelle Kompetenz in diesem Zusammenhang einnimmt.
Dabei wird deutlich, dass vor dem Hintergrund interkultureller Fähigkeiten Migration als Chance verstanden werden kann: Bereits im Berufsschulunterricht kann so eine Reflexion eigener und fremder kultureller Kontexte sowie der damit verknüpften Einstellungen und Verhaltensweisen stattfinden. Dennoch müssen die Rahmenbedingung stimmen, damit interkulturelle Kompetenzen sich auch als Vorteil für junge Menschen mit Migrationshintergrund auszeichnen, so die Forscher. „Die Wertorientierungen, Lebenslagen und Lebensstile unterscheiden sich bei Menschen mit Migrationshintergrund ebenso wie bei Menschen ohne Migrationshintergrund. Die Schaffung gleichberechtigter Bildungschancen ist daher für alle in der Gesellschaft eine existenzielle Aufgabe“, so der BIBB-Forschungsdirektor Prof. Dr. Reinhold Weiß.
Des Weiteren zeigen die Untersuchungen, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund eher Ausbildungsberufe ergreifen, in denen seltener Festanstellungen auf die Ausbildung folgen und die Vertragsauflösungsquote im Schnitt sehr hoch ist. Außerdem erhalten sie seltener ihre Wunschausbildungsplätze als ihre einheimischen Altersgenossen bzw. landen nur in solchen Ausbildungsstellen, für die sie sogar eher überqualifiziert sind. Können aber annähernd gleiche Ausgangsverhältnisse (soziale Herkunft, Schulabschluss und Ausbildungsstelle) geschaffen werden, stehen junge Menschen mit Migrationshintergrund den einheimischen Azubis in nichts nach und erzielen im Schnitt genauso gute Ausbildungsleistungen mit denselben Chance auf eine qualifizierte Erwerbstätigkeit.
Als konkreten Gestaltungshinweis nennen die Forscher eine stärkere Verknüpfung von der Vermittlung berufsbezogener Deutschkenntnisse mit ergänzenden Hilfen zur beruflichen Weiterbildung. Dies könnte helfen, die sprachliche Barriere, die häufig mit staatlich geförderten Schulungen einhergeht, abzubauen.