14. Juni 2011
In vielen Finanzinstituten hält der Aufschwung nach der Krise wieder Einzug und somit werden auch die Personalbestände eher wieder aufgestockt. Damit steigen ebenso die Gehälter, im Schnitt um 1% bis 3%. Auch die Bonuszahlungen haben sich wieder erholt. Doch es gibt neue gesetzliche Anforderungen, die diese positive Entwicklung begleiten. Im Bankenbereich werden abgesehen von der Systematik ebenfalls die Steuerungs- und Auszahlungsprozesse der Gehälter geändert. Dies ist in den Regelungen zur aufgeschobenen Auszahlung, veränderten Gehaltsobergrenzen sowie der Verpflichtung, mehr auf Risiko- und Qualitätsfaktoren zu achten, verankert.
Diese Zusammenhänge konnten nun durch eine Umfrage der Unternehmensberatung Towers Watson unter Personalern von rund 30 Banken in Deutschland und Österreich ans Licht gebracht werden. Die Studie jährt sich dieses Jahr zum fünften Mal.
Martin Emmerich, Finanzexperte von Towers Watson Frankfurt, weist darauf hin, dass Banken aufgrund des regulatorischen Korsetts nicht mehr so stark auf monetäre Anreize zur langfristigen Bindung ihrer Schlüsselmitarbeiter setzen könnten wie früher. Folglich würde die Bedeutung weiterer Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung, etwa im Bereich Talent-Management, Karriereentwicklung oder Work-Life-Balance wachsen, so der Experte.
Im Juni 2010 wurden die künftigen Entwicklungen der Löhne und Gehälter von den Befragten eher noch als unklar bezeichnet. Diese Jahr waren rund 66% der Studienteilnehmer guter Dinge, was die Zukunft betrifft. Dies zeigt sich auch bei der erwarteten Entwicklung der Personalbestände: 41% der befragten Finanzinstitute planen, dieses Jahr kräftig zu rekrutieren - das sind 11% mehr als im vergangenen Jahr. Dazu planen ebenso weniger Banken, ihre Bestände zu verringern. Die positive Stimmung spiegelt sich auch in der Vergütung wider: 40% der Banken haben in diesem Jahr die Gehälter, insbesondere für Geschäftsführer und Risk Taker, angepasst. Dabei wurde vor allem auf das den neuen Regelungen entsprechende Verhältnis zwischen Festvergütung und variablem Gehalt geachtet. Insgesamt stieg die Vergütung um 1% bis 3%.
Bei allen Mitarbeitergruppen zeichnete sich mehrheitlich außerdem eine positive Entwicklung des ausgezahlten Bonusvolumens ab. Über 50% der Banken zahlten mehr aus als im Vorjahr, bei 25% erhielten die Mitarbeiter ähnlich hohe Beträge wie in 2009. Nur bei 16% der befragten Banken erhielten die Mitarbeiter weniger als in 2010. Durchschnittlich seien die Bonushöhen wieder auf dem Vorkrisenniveau angekommen, so Emmerich. Jedoch, betont er, seien die Anforderungen, die mit der Auszahlung verbunden sind, deutlich gestiegen. Die vielfältigen Deferralregelungen seien hier nur ein Beispiel. Im Vergleich zum Vorjahr, in dem lediglich 24% der Banken in Deutschland und Österreich über Deferralregelgungen verfügten, sind es nun bereits mehr als 50%. Die Deferralregelungen bestimmen, dass Boni erst zeitverzögert ausgezahlt werden dürfen. Des Weiteren ist die Auszahlung an die Entwicklung der Bank und deren Erfolg gebunden.
Meistens müssen die Zahlungen gemäß der Deferralregelungen rund drei bis fünf Jahre zurückgehalten werden, in Österreich sind es mindestens fünf Jahre. Rund 66% der Banken planen die Auszahlungen innerhalb der Frist auszusplitten, der Rest will den Gesamtbetrag am Ende der Frist auf einmal auszahlen. Dabei wollen 66% der Institute die Deferrals in bar zahlen, rund 20% in Aktien bzw. eine Mischung aus Aktien und Bargeld. Nur 15% der Banken nehmen dabei eine Verzinsung vor. Die meisten Bank mit dieser Deferralsystematik wollen mithilfe eines kennzahlenbasierten Cash-Plans die Anforderungen anhand der Wertentwicklung darstellen.
So gut wie alle Banken haben sich bereits mit dem neuen System hinsichtlich der Regelungen befasst. Angesprochen wird dabei die neue Zusammensetzung des Gehalts aus fixer und variabler Vergütung, die Beachtung von Risikofaktoren bei der Messung des Erfolgs und die Darstellung von qualitativen Zielen bei der individuellen Leistungsbeurteilung der Mitarbeiter. Doch nur bei 25% der Banken sind die Veränderungen bereits abgeschlossen. Rund 66% befinden sich noch in der Umstellung.