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23. Februar 2010

Verhaltene Neueinstellungen und niedrige Gehaltszuwächse als Reaktion auf Wirtschaftskrise

Die Wirtschaftskrise wirkt sich weltweit auf das Personalmanagement und die Vergütungsprogramme der Unternehmen aus. Laut einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Towers Watson steigen die Gehälter in Europa nur moderat und geringer als im Vorjahr. Rund ein Drittel der Firmen plant Entlassungen, allerdings nicht mehr auf breiter Basis, sondern in Form gezielter Personalreduktionen. 82% der europäischen Unternehmen wollen aktuell mehr Neueinstellungen vornehmen als 2009. Besonderes Augenmerk in den Personalprogrammen liegt auf der Gewinnung, Förderung und Bindung von Talenten. Europäische Unternehmen haben im letzten Jahr trotz Nullrunden und Entlassungen das Mitarbeiterengagement sowie Produktivität konstant halten oder sogar steigern können.

Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Studie „From Recession to Recovery“. Für die Studie hatte Towers Watson im Januar 131 Personalleiter aus mittleren und großen Unternehmen in Europa und insgesamt 459 Personalleiter weltweit befragt.

 

Neueinstellungen und Entlassungen gehen Hand in Hand

Trotz des einsetzenden wirtschaftlichen Aufschwungs zeigen sich in Europa die Nachwehen der Krise stärker als in den USA. Besonders im Vergleich zum Vorjahr wird die Zurückhaltung deutlich: Lediglich 16% der europäischen Befragten rechnen mit signifikant mehr Neueinstellungen als noch 2009, 45% gehen sogar von weniger Neueinstellungen aus. Diese Zurückhaltung ist bei den europäischen Unternehmen im Vergleich zum weltweiten Befragungsdurchschnitt besonders stark ausgeprägt. Zudem werden die geplanten Neueinstellungen von Entlassungen begleitet. Fast die Hälfte der europäischen Unternehmen kalkulieren mit einer Reduzierung der Belegschaft. 5% der Befragten gehen von großflächigen Entlassungswellen aus, während 44% selektive Kündigungen für wahrscheinlicher erachten.

 

Gehaltszuwächse leicht über Vorjahresniveau

Für das laufende Jahr kalkulieren die meisten Unternehmen mit Gehaltszuwächsen leicht über Vorjahresniveau. Die Anzahl der Unternehmen ohne Lohnerhöhung hat sich deutlich reduziert. Unter Ausschluss der Unternehmen, die 2009 Nullrunden vornehmen mussten, erwarten europäische Firmen Gehaltszuwächse von rund 2% (USA: 2,8%). Weltweit rechnet der Großteil der Firmen mit geringeren variablen Vergütungen, in den USA sind es alle Studienteilnehmer. In europäischen Unternehmen glaubt dagegen nur die Hälfte, dass Boni und Prämien sinken werden.

 

Hohe Produktivität, hoher Kostendruck

Die Studienteilnehmer rechnen mehrheitlich damit, dass die Personalkosten im kommenden Jahr steigen oder zumindest gleich bleiben. Lediglich 18% aller Unternehmen wollen oder müssen ihre Personalkosten weiter senken. Die mit deutlichem Abstand stärksten Personalkostenerhöhungen erwarten Unternehmen im asiatisch-pazifischen Raum. Hier gehen fast 70% der Studienteilnehmer von höheren Aufwendungen aus.

Trotz Entlassungswellen in den Vorjahren konnten die europäischen Unternehmen die Produktivität ihrer Mitarbeiter konstant halten. 54% der Befragten geben sogar an, dass die Produktivität in den vergangenen zwölf Monaten gestiegen ist (USA: 55%). Für das kommende Jahr gehen 57% der europäischen Personalleiter von einer weiter steigenden Wertschöpfung aus, in den USA sind es mit 48% etwas weniger. „Die Produktivität ist gestiegen. Aber die Unternehmen stehen weiter unter hohem Druck, ihre Kosten effizient zu managen. Das dürfte erklären, warum sie nur in geringem Ausmaß neue Mitarbeiter einstellen. Daher verändert sich auch die Zahl der Arbeitslosen nicht so, wie es die wieder anziehende Wirtschaft vermuten ließe“, erläutert Olaf Lang, Leiter des Towers Watson-Beratungsbereichs Rewards, Talent & Communication.

 

Besonders US-Unternehmen spüren Auswirkungen der Krise auf die bAV

Als Folge der Finanzkrise und den damit einhergehenden Lohnkürzungen reduzierten letztes Jahr weltweit viele Arbeitnehmer ihre Beiträge in die betriebliche Altersvorsorge (bAV). Fast ein Drittel der US-amerikanischen Arbeitnehmer (30%) kürzte die entsprechenden Einzahlungen. Europäische Mitarbeiter griffen dagegen nur in Ausnahmefällen zu dieser Maßnahme (1%). Auf Arbeitgeberseite zeigt sich ein ähnliches Bild: Fast ein Viertel (23%) der befragten US-Unternehmen kürzten ihre Beiträge, im Gegensatz dazu nur 3% der europäischen Firmen.

Als weitere Konsequenz der Wirtschaftskrise konstatiert ein Viertel der Unternehmen weltweit, das Mitarbeiter den Rentenbeginn verschieben. In US-Firmen trat 2009 über die Hälfte der Arbeitnehmer später in den Ruhestand, in Europa nur 15%. Die Befragten gehen davon aus, dass sich dieser Trend auch im kommenden Jahr fortsetzen wird. „Aus Arbeitgebersicht ist der spätere Renteneintritt ein zweischneidiges Schwert. Einerseits sichert er einen bewährten Erfahrungsschatz. Andererseits schafft er aber auch internen Druck auf Karrierefortschritte und -entwicklungen. Daher sieht ein Fünftel der befragten Unternehmen einen späteren Renteneintritt skeptisch“, so Dr. Reiner Schwinger, Leiter des bAV-Beratungsbereichs bei Towers Watson.

 

Mitarbeiter bleiben trotz Krise engagiert

Leistungsträger und talentierte Mitarbeiter im Unternehmen zu halten – das steht auch 2010 im Fokus. Jedoch geht die Hälfte der europäischen Unternehmen von schwierigeren Bedingungen als im Vorjahr aus. Dies ist vor allem auf die Belebung des Arbeitsmarkts zurückzuführen. Trotz der anziehenden Wirtschaft rechnen 40% der Unternehmen in Europa mit einer gleichbleibend schwierigen Situation bei der Bindung von High Potentials. „Die Unternehmen haben aus der letzten Wirtschaftskrise gelernt, durch strategische Investitionen Talente nicht nur zu halten, sondern weiter zu fördern und zu motivieren – trotz aller Unwägbarkeiten“, führt Towers Watson-Experte Olaf Lang aus. „Mit einem strategischen Personalmanagement auch in Krisenzeiten investieren Unternehmen in ihre Zukunft. Gerade damit verschaffen sie sich entscheidende Wettbewerbsvorteile.“

Nach Entlassungen und Nullrunden in 2009 war zu befürchten, dass Mitarbeiter 2010 weniger engagiert arbeiten würden. Jedoch nimmt die Hälfte der europäischen Unternehmen an, dass die Belegschaft das bisherige Niveau halten wird. 41% der Befragten rechnen sogar mit einem höheren Mitarbeiterengagement als im Vorjahr.

 

Ãœber die Studie

Im Januar 2010 befragte Towers Watson 459 Personalverantwortliche aller Branchen weltweit zur aktuellen Mitarbeitersituation und den strategischen Zielsetzungen zum Beginn der Krise und heute, sowie zu ihren Einschätzungen für das kommende Jahr. Die Antworten liefern neue Erkenntnisse darüber, wie Unternehmen weltweit auf die Krise reagiert und dementsprechend Veränderungen vorgenommen haben und ob sich diese auch in Zukunft auszahlen werden. In Europa haben sich 131 Unternehmen, darunter auch aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, an der Umfrage beteiligt. Eine Zusammenfassung der Studie ist verfügbar unter: www.towerswatson.com/assets/pdf/960/WT_2010_15164.pdf.

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